Seit dem 12. Juli 2025 stellt die Herforder Künstlerin Susanne Claesberg ihre realistischen Zeichnungen von Greifvögeln und Wildtieren bei uns in der „Fliegenden Zooschule“ der Adlerwarte Berlebeck aus. Das Besondere daran: die äußerst detailreichen Bilder werden ausschließlich mit "colored pencils", also Buntstiften, erstellt.
Wir haben Susanne Claesberg auf einen Cappuccino in der „Fliegenden Zooschule“ getroffen und ihr ein paar Fragen zu ihrem Schaffen und ihrer aktuellen Ausstellung bei uns gestellt:
Adlerwarte Berlebeck: Wie bist Du dazu gekommen, Tiere mit Buntstiften zu zeichnen? Gab es da einen bestimmten Moment oder Auslöser?
Susanne Claesberg: Mit dem Zeichnen habe ich tatsächlich schon als Kind begonnen, aber damals nur mit Bleistift. Den genauen Moment für den Übergang zu den Buntstiften kann ich gar nicht so exakt festlegen. Tatsache war, dass ich mir irgendwann gesagt habe, „Ich zeichne lebendige Tiere und die sind in der Regel nicht schwarz-weiß, sondern farbig.“
Adlerwarte Berlebeck: Was begeistert Dich an Tieren als Motiv besonders? Hast du ein Lieblingstier, das Du immer wieder gerne zeichnest?
Susanne Claesberg: Ich hatte schon immer ein Faible für Tiere egal welcher Art. Wenn ich ein Tier zeichne, lasse ich durch meine detailgetreue Arbeitsweise ein lebendiges Wesen auf meinem Zeichenkarton entstehen und das ist für mich das Faszinierende. Ich kann miterleben, wie nur durch Striche auf meinem Zeichenkarton ein Tier Stück für Stück zu leben beginnt.
Ein Lieblingstier zu definieren ist tatsächlich schwer, denn ich möchte im Laufe meiner Schaffenszeit noch möglichst viele verschiedene Tiere auf dem Zeichenkarton darstellen, denn ich möchte die Betrachter meiner Bilder sensibilisieren für die Schönheit, Faszination und Vielseitigkeit der Tierwelt.
Auf jeden Fall gehören Adler, Uhus und Eisvögel zu meinen Favoriten. Ich habe auch schon eine Reihe von Katzen gezeichnet, aber das ist mehr ihrer unglaublich facettenreichen Mimik geschuldet. Denn ich persönlich bin von Natur aus eher ein Hundemensch.
Adlerwarte Berlebeck: Wie gehst Du an ein neues Bild ran – beobachtest du die Tiere direkt vor Ort oder arbeitest Du eher mit Fotos?
Susanne Claesberg: Um Tiere in der Natur zu beobachten (was natürlich am Besten ist), dafür fehlt mir leider die Zeit. Daher arbeite ich überwiegend mit Fotovorlagen. Aber ich zeichne NIE die Vorlage ab. Ich versuche das Tier auf dem Foto zu erfühlen, zu erfassen – mit all seinen Charaktereigenschaften, seiner Stimmung – ja seiner Seele, wenn man so will. Und all das transportiere ich dann in meine Zeichnung. Ich setze mich mit dem Tier auseinander und wenn es ein wildes Tier ist, sammle ich Informationen darüber durch Dokumentationen, Bücher oder Internet. Denn all das fließt letztendlich in mein Kunstwerk mit ein. Viele Menschen (auch Auftraggeber) sagen mir dann immer: „Die Zeichnung ist viel schöner als die Vorlage.“ Das hat auch einen Grund. Eine Kamera kann nur bestimmte Dinge erfassen. In meiner Zeichnung kann ich jedoch Dinge herausarbeiten, die zum Tier gehören, die das Foto aber gar nicht zeigt.
Ich beginne grundsätzlich mit einer sehr detaillierten Skizze. Im nächsten Schritt widme ich mich eingehend den Augen. Sie sind ein besonders wichtiger und der sensibelste Teil. Mit ihnen steht und fällt jedes Tierportrait. Sollten sie mir nicht gelingen, dann fange ich gleich noch einmal von vorn an. Und weil man bei den Augen sehr präzise und konzentriert arbeiten muss, benötige ich (je nachdem, was für Augen ich zeichne), zwei bis vier Stunden für ein Auge. Das Fell oder die Federn sind dann nicht mehr ganz so schwierig.
Adlerwarte Berlebeck: Wie kam die Zusammenarbeit mit der Adlerwarte Berlebeck zustande?
Susanne Claesberg: 2021 hatten mein Mann und ich Corona. Meinen Mann habe ich nach 2 ½ Wochen im künstlichen Koma dann leider verloren. Wir beide sind früher oft in Canada gewesen, haben Seeadler in freier Wildbahn erleben dürfen und waren seitdem mit dem Adlervirus infiziert.
Ein Jahr nachdem mein Mann verstorben war, habe ich in der Adlerwarte meine Geschichte vom Tod meines Mannes erzählt und den Wunsch geäußert, dass ich gern einen Seeadler für meinen verstorbenen Mann fliegen lassen würde. Dieser Wunsch konnte durch die Falkner erfüllt werden. Im gleichen Atemzug zeigte ich dem Falkner Benny Aschmann Fotos meiner Zeichnungen und bot an, falls einmal Bedarf an einer solchen Zeichnung wäre (z.B. für einen besonderen Anlass), stünde ich gern zur Verfügung.
Benny war von meinen Zeichnungen so geflasht, dass er sagte: „Damit müssen wir unbedingt irgendetwas machen.“ So kam der Gedanke an eine Ausstellung, die Stück für Stück heranreifte, bis sie jetzt in diesem Jahr, zu meiner großen Freude, Wirklichkeit wurde.
Adlerwarte Berlebeck: Gibt es ein Bild in der Ausstellung, das Dir persönlich besonders viel bedeutet? Warum genau dieses?
Susanne Claesberg: Ja, d.h. eigentlich sind es zwei Bilder. Eines davon ist tatsächlich der Uhu auf dem mit Flechten bewachsenen Ast und das nicht nur weil ich Uhus mag. Es ist mit 75 Stunden meine bisher aufwändigste Zeichnung und bei der Arbeit daran entstand durch die enorm vielen Details eine unglaublich intensive Verbindung zum Motiv.
Das zweite Bild mit einer besonderen persönlichen Bedeutung für mich, ist die Waldohreule. Durch das Arbeiten an diesem Motiv entwickelte sich zum Fotografen, der mir sein Originalfoto als Vorlage für meine Zeichnung zur Verfügung stellte, eine sehr herzliche und dauerhafte, echte Freundschaft. So etwas ist in der heutigen Zeit selten und daher für mich sehr wertvoll.
Adlerwarte Berlebeck: Wie reagieren die Besucher in der Adlerwarte auf Deine Bilder? Gab es schon besonders schöne oder überraschende Momente für Dich?
Susanne Claesberg: Soweit ich das von den ersten 2 Wochen dieser Ausstellung sagen kann – sind die Besucher fasziniert und sehr beeindruckt von meinen Zeichnungen. Viele halten sie im ersten Moment für Fotografien. Das ist auch die Resonanz, die sich in meinem Gästebuch widerspiegelt, welches in der Ausstellung ausliegt und das bereits jetzt mit 25 DIN A4 Seiten voller positiver Kommentare aufwarten kann. Selbst Kinder hinterlassen dort Gedanken und Gefühle voller Begeisterung.
Das Interesse an dem, was ich tue, ist sehr groß. Kinder und Erwachsene gleichermaßen stellen viele Fragen zum Thema Zeichnen und meiner Arbeitsweise und können es gar nicht so recht glauben, dass man derartig lebendige Tierportraits nur mit Buntstiften erschaffen kann. Im Besonderen fühlen sie sich sehr von den Augen berührt und in den Bann gezogen, weil sie in ihnen auch die Seele der Tiere wahrnehmen. Und das ist interessant zu beobachten.
Besondere Momente gab es einige, die ich hier gar nicht alle so im Einzelnen wiedergeben kann. Was mich u.a. sehr berührt hat, war die Aussage eines Jungen, der 7 oder 8 Jahre alt war. Er sagte mit voller Überzeugung und Begeisterung zu mir: „Deine Bilder sind richtig übel gut!“
Adlerwarte Berlebeck: Wie lange brauchst Du in etwa für ein Bild – und woran merkst du, dass es für Dich fertig ist? Kann man von einem „perfekten“ Moment sprechen?
Susanne Claesberg: Die Anzahl der Stunden, die ich für eine Zeichnung benötige, hängt im Wesentlichen von der Größe des Bildes und des Schwierigkeitsgrades des Motivs ab. Für Zeichnungen im Größenformat 50 x 70 cm brauche ich zwischen 50 und 70 Stunden. Für eine DIN A 3 Zeichnung ca. 35-48 Stunden. Das verteilt sich auf einen gewissen Wochenzeitraum, da ich nicht jeden Tag zeichnen kann, denn man braucht eine gewisse Stimmung dazu, um sich auf das Motiv einlassen zu können. Zudem lässt nach ca. 3 Stunden die Konzentration nach und ruft nach einer Pause. Des Weiteren gibt es hin und wieder diverse andere Termine, die ich wahrnehmen muss und mein Haushalt macht sich leider auch nicht von alleine. 😉
Fertig ist für mich eine Zeichnung, wenn ich das Gefühl habe, das Tier ist so präsent, dass es sich im nächsten Moment aus dem Zeichenkarton löst und herausbewegt.
Adlerwarte Berlebeck: Gibt es schon Pläne für neue Projekte oder Ideen, die Du als Nächstes umsetzen möchtest?
Susanne Claesberg: Es gibt jede Menge neue Projekte, die in Planung sind. Was das Zeichnen angeht, arbeite ich gerade an einem Eisvogel-Triple und 3 großformatigen Bildern mit den Maßen 70 x 100 cm. Eine Größe, die selbst für mich eine Herausforderung darstellt, da ich in diesem Format noch nicht gezeichnet habe. Aber ich freue mich auf diese Herausforderung und ich werde sie meistern. Aktuell gibt auch noch Aufträge, die ich gerade fertigstelle.
Abgesehen davon sind bereits weitere Zeichenseminare in unterschiedlichen Varianten in Planung, Kalender werden noch für 2026 kommen, es wird weitere Postkartenmotive geben, ich arbeite an diversen Lehrbüchern und es stehen noch weitere Ausstellungen in Schleswig-Holstein sowie Baden-Baden an.
Auch für 2026 gibt es bereits Termine. Daher meine Empfehlung: immer mal wieder auf meine Website www.atelier-claesberg.de schauen. Dort findet man die neuesten Termine für Ausstellungen und Zeichenkurse und natürlich auch ausführliche Informationen zu weiteren Themen, Aktionen und Neuigkeiten.